SDG Teil 1 – das System der sustainable development goals einfach erklärt

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Ein Tag der die Welt verändern soll

Freitag, 25. September 2015 - ein richtungsweisendes Datum in der weltweiten Nachhaltigkeitspolitik.

Der letzte Tag eines intensiven dreitägigen UN (United Nations, deutsch: Vereinte Nationen) Nachhaltigkeitsgipfels in New York, an dem mehr als 150 Staats- und Regierungschef sowie zahlreiche Minister*innen teilnehmen - so viele führende Politiker*innen aus aller Welt wie noch nie zuvor an einer UN-Versammlung. Eine Ausgangslage, die basierend auf Erfahrungswerten vergangener Jahre und Jahrzehnte nicht unbedingt für Konsensfindung und eine Vorwärtsbewegung in der globalen Nachhaltigkeitspolitik sprechen würde.

Die akuten Themen dieser Zeit wie die Flüchtlingskrise in Europa, das Pariser Klimaabkommen und die zunehmende globale Empathie führten aber dazu, dass an jedem Tag die Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung von der Generalversammlung der Vereinten Nationen einstimmig von allen 193 Mitgliedsstaaten unterzeichnet wurde.

Diese Agenda 2030 umfasst 17 Ziele, die soziale, ökologische und ökonomische Aspekte der nachhaltigen Entwicklung vorantreiben sollen und auf nichts Geringeres als die „Transformation unserer Welt“ abzielen.

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"Niemand wird zurückgelassen"

Dieses Versprechen prägt die Ziele für nachhaltige Entwicklung, die alle UN-Mitgliedsstaaten bis 2030 verwirklichen wollen.

In einem mehrjährigen Beratungsprozess, an dem sich auf Einladung der Vereinten Nationen mehr als eine Million Bürger*innen, Regierungsabteilungen, Organisationen und Fachleute beteiligt haben, wurden daher insgesamt 17 Ziele (Goals) und 169 Unterziele (Targets) ausgearbeitet.
Der breit gefächerte Zielkatalog mit durchschnittlich fast 10 Unterkategorien pro Ziel sorgt nicht nur für Jubelstimmung, sondern bietet ob des Sammelsuriums unterschiedlicher Themen auch Anlass zur Kritik.
Die enorme Vielfalt in den einzelnen Ländern, Gesellschaften und Wirtschaftssysteme dieser Welt sorgt selbstverständlich dafür, dass die Identifikation mit manchen Themen stärker und anderen eher geringer ist. Das ist nur eine der Nebenwirkung, die die Einführung von Entwicklungszielen auf globaler Ebene mit sich bringt und doch ist es wichtig, dass in allen Ländern am gleichen Strang gezogen wird, um niemand in der Entwicklung zurückzulassen. Um dieses System trotz der unterschiedlichen Ausgangslage mit Erfolg zu krönen, gilt es das Commitment auf allen Seiten hochzuhalten. Erstmalig wurde im Rahmen der Agenda 2030 erkannt, dass verschiedene Probleme überall und gleichzeitig angegangen werden müssen und nicht regional oder thematisch beschränkt sein sollten. Die Universalität der Agenda besagt, dass alle Ziele für alle Länder gelten. Die Verantwortung für die Umsetzung der Ziele liegt also sowohl im Inland als auch auf internationaler Ebene.

Ziel: Transformation unserer Welt

In dem Dokument mit dem Titel „Transformation unserer Welt: die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ verpflichten sich auf globaler Ebene also alle Nationen, unsere Welt in den nächsten eineinhalb Jahrzehnten grundlegend zum Positiven zu verändern: „Wir sind entschlossen, von heute bis 2030 Armut und Hunger überall auf der Welt zu beenden, die Ungleichheiten in und zwischen Ländern zu bekämpfen, friedliche, gerechte und inklusive Gesellschaften aufzubauen, die Menschenrechte zu schützen und Geschlechtergleichstellung und die Selbstbestimmung der Frauen und Mädchen zu fördern und den dauerhaften Schutz unseres Planeten und seiner natürlichen Ressourcen sicherzustellen. Wir sind außerdem entschlossen, die Bedingungen für ein nachhaltiges, inklusives und dauerhaftes Wirtschaftswachstum, geteilten Wohlstand und menschenwürdige Arbeit für alle zu schaffen, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Entwicklungsstufen und Kapazitäten der einzelnen Länder.“

Die Agenda 2030 ist also ein globaler Aktionsplan für ein gutes Leben für alle und eigentlich besser bekannt als nachhaltige Entwicklungsziele der UNO bzw. als Sustainable Development Goals, kurz SDGs.

SDG Kreis RN

Österreich als Spätzünder

,Leider hat Österreich durch die schleppende Umsetzung der Agenda 2030 aufgrund fehlender Strategie und integrierter Zusammenarbeit auf politischer Ebene in den letzten Jahren bereits wertvolle Zeit verloren.

Im Juli 2020 präsentierte Österreich beim SDG Gipfel in New York (dem High Level Political Forum) seinen ersten Freiwilligen Nationalen Umsetzungsbericht (FNU) Österreichs zur Umsetzung der Agenda 2030. Angetrieben von den Ergebnissen dieses Zwischenfazits, dem frischen Wind durch die grüne Regierungsbeteiligung und der um sich greifenden Covid-19-Krise kommt seitdem zusehends Dynamik in den Umsetzungsprozess. Gerade in Bezug auf die weltweite Pandemie haben sich die SDGs als wertvoller Handlungsplan erwiesen und geben uns das Werkzeug an die Hand, die Krise zu bewältigen und zukünftig unsere Welt auf einem nachhaltigeren Fundament aufzubauen.

Zuletzt könnte sich Österreich weltweit auf Platz 6 bei der Umsetzung der SDGs positionieren. Ob dies für die tolle Performance Österreichs oder für die unterdurchschnittliche Umsetzung weltweit spricht, überlassen wir an dieser Stelle deinem Interpretationsspielraum. Falls du dich für die aktuelle Umsetzung der SDGs in Österreich interessierst findest du hier weitere Informationen.

Entwicklungspotentiale in Österreich

In einem Fact Sheet zur Metadaten Analyse hat die österreichische Bundesregierung und die von ihr beauftragen Organisationen die Herausforderungen in der SDG Umsetzung in Österreich identifiziert.

Für die Umsetzung der SDGs in Österreich hat sich die ehemalige Bundesregierung unter Bundeskanzler Kern 2016 für den Mainstreaming Ansatz entschieden. Basierend auf diesem Prinzip werden die SDGs in alle relevanten Politikbereiche eingebunden. Der Mainstreaming Ansatz soll für effizientes, zielorientiertes und eigenverantwortliches Integrieren der SDGs in das „Tagesgeschäft“ der österreichischen Verwaltung und Politik sorgen. Die SDGs sind durch die Bundesministerien in ihrem jeweiligen Zuständigkeitsbereich in alle relevanten Strategien zu integrieren. Wenn erforderlich sind auch entsprechende neue Aktionspläne und Maßnahmen von den Ministerien auszuarbeiten. Die Einbindung aller relevanten Stakeholder erfolgt ebenfalls durch die einzelnen Ministerien.

Falls du dich für die Umsetzung der einzelnen SDGs durch die Bundesministerien findest du hier mehr Infos.

Unternehmen als Impulsgeber

Verantwortlich für die Umsetzung der Ziele sind also sowohl die einzelnen Länder als auch internationale Organisation (wie z.B. die WHO - Weltgesundheitsorganisation) im Zusammenspiel. Akteure der Zivilgesellschaft, Politik, Wissenschaft sind genauso involviert wie jene aus der Wirtschaft. Fehlen aber die Anreize durch den Staat bzw. die gesetzlichen Rahmenbedingungen, gilt es für andere Organe und Mitglieder unserer Gesellschaft die Führungsrolle zu übernehmen und Pull Effekte zu erzeugen. Vor allem sind dies die österreichischen Unternehmer*innen, die wichtige Beiträge zur Umsetzung der Agenda 2030 und in diesem Bereich für Dynamik sorgen können und sollen. Dass gerade der Privatsektor ausdrücklich dazu aufgerufen ist, einen Beitrag zu leisten zeigt unten stehender Punkt 67 der Agenda 2030.

Die SGDs setzen somit neue Maßstäbe für verantwortungsvolles und zukunftsorientiertes Unternehmertum. Sie stellen Unternehmen vor neue Herausforderungen und bieten gleichzeitig die Chance, sich abseits vom Mainstream zu positionieren, neue Geschäftsfelder zu erschließen und zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen.

Punkt 67 der Agenda 2030:

Privatwirtschaftliche Aktivitäten, Investitionen und Innovation sind wichtige Motoren der Produktivität, eines inklusiven Wirtschaftswachstums und der Schaffung von Arbeitsplätzen. Wir anerkennen die Vielfalt des Privatsektors, von Kleinstunternehmen über Genossenschaften bis zu multinationalen Unternehmen. Wir fordern alle Unternehmen auf, ihre Kreativität und Innovationsstärke zugunsten der Lösung der Herausforderungen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung einzusetzen.

Der Countdown läuft und es bleibt nicht mehr viel Zeit

Es kann gar nicht oft genug betont werden, dass wir in einer interessanten Zeit leben, in der die Weltgemeinschaft den großen sozioökonomischen und ökologischen Herausforderungen gegenüber gestellt ist. Um sie zu meistern, bietet die Agenda 2030 mit ihren SDGs eine einzigartige Orientierungshilfe. Grundvoraussetzung dafür ist, dass die Akteure sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Tatsächlich sind es bisher in Österreich vor allem weibliche und junge Unternehmer*innen, die Nachhaltigkeitsthemen vorantreiben und zur Umsetzung der SDGs beitragen. Für eine erfolgreiche Umsetzung der Agenda brauchen wir aber eine Nachhaltigkeitstransformation der Gesellschaft. Ein Prozess, den kein Akteur alleine schultern kann. Es gibt deshalb noch viel zu tun! Packen wir es gemeinsam an, denn eins wird immer deutlicher: Wir haben nur eine Welt in der wir leben und für deren Gestaltung wir verantwortlich sind!

Wo können wir anpacken?

Weil die einzelnen Ziele großteils sehr allgemein formuliert sind, kann man sich darunter oftmals nur wenig Konkretes vorstellen oder sogar Handlungen für sich ableiten. Für die Identifikation und Umsetzung in der Gesellschaft zur wichtigen Nachhaltigkeitstransformation ist dies aber besonders wichtig.

Wir haben für euch daher die wichtigsten Infos rund um das jeweilige SDG, Unterziele und mögliche Handlungsfelder in diesem Bereich für Privatpersonen und Unternehmen zusammengefasst.