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Kaum ein Begriff wird von Unternehmen und Privatpersonen so häufig verwendet, wenn es darum geht, eine zukunftsgerichtete Lebens- und Wirtschaftsweise zu beschreiben. Gleichzeitig haben aber die wenigsten eine Ahnung was sich hinter dem Wort tatsächlich verbirgt und welche weitreichenden Auswirkungen es tatsächlich auf unser Leben hat. Heute gehen wir deshalb gemeinsam der Nachhaltigkeit (englisch: sustainability) und ihrer Entstehung auf den Grund und beleuchten ihre Relevanz für Menschen, Umwelt und insbesondere Unternehmen.

Was ist Nachhaltigkeit für dich?

Auf diese Frage haben wir von Menschen in unserer Umgebung, von Kunden, Partnern und Lieferanten eine Vielzahl an Antworten erhalten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. In der Tat gibt es nämlich unzählige Ansätze, sein Leben oder die Wirtschaftsweise eines Unternehmens nachhaltiger zu gestalten. Üblicherweise werden von Privatpersonen Dinge genannt wie biologische oder regionale Lebensmittel kaufen, Verzicht auf Fast Fashion, Vermeidung von Plastik oder weniger tierische Lebensmittel kaufen. Noch viel zahlreicher sind die Möglichkeiten für Unternehmen, die zum Teil auch gravierende Auswirkungen auf die Gesellschaft haben.

Entstanden 1713 im Zuge einer drohenden Holzverknappung, hat sich der Begriff der Nachhaltigkeit seit Beginn des 20. Jahrhunderts ständig erweitert. Im sogenannten Brundtland-Report der Vereinten Nationen von 1987 hieß es, dass eine Entwicklung nachhaltig ist, wenn sie „die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse befriedigen können“. Diese Definition findet auch heute noch bei vielen Wissenschaftlern und Politikern Anwendung.

Ist etwas nachhaltig, ist es dauerhaft, langlebig, umweltverträglich oder auch vernünftig. Viele verstehen darunter auch einfach „das Richtige tun“.

Die 3 Säulen der Nachhaltigkeit

Das sogenannte Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit geht noch einen Schritt weiter. Es entstand in den 1990er Jahren und stützt sich auf die Hypothese, dass eine nachhaltige Entwicklung nur zu erreichen ist, wenn umweltbezogene, wirtschaftliche und soziale Ziele gleichzeitig und gleichberechtigt umgesetzt werden. Auf diese Weise soll die ökologische, ökonomische und soziale Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft sichergestellt und verbessert werden.

Ökologische Nachhaltigkeit
bewahrt die Vielfalt der Schöpfung mit den natürlichen Lebensgrundlagen für uns und kommende Generationen. Ressourcen sollen nur in dem Ausmaß konsumiert werden, wie die Regeneration der Natur es erlaubt.

Ökonomische Nachhaltigkeit
gewährleistet eine leistungsfähige Wirtschaft, die nachfolgenden Generationen keine Probleme hinterlässt.

Soziale Nachhaltigkeit
stellt den Menschen in den Mittelpunkt und zielt auf gleiche Chancen, Wohlstand, Bildung und Kultur für alle ab.

Auch für Rein Natürlich bedeutet Nachhaltigkeit mehr als reinen Umweltschutz und wir sprechen im Unternehmen nur dann von nachhaltiger Reinigung, wenn eine Ausgewogenheit zwischen den drei Ebenen Ökologie, Ökonomie und Soziales herrscht. Warum Nachhaltigkeit besondere Relevanz in der Reinigung hat, kannst du in unserem Beitrag über nachhaltige Reinigung lesen.

3 Säulen der NH RN

Warum ist Nachhaltigkeit relevanter als je zuvor?

Um diese Frage zu beantworten genügt ein Blick in die Nachrichten. Klimawandel, Hungersnöte, Flüchtlingsströme, Plastikmüll in den Meeren und Artensterben. Eine Schreckensbotschaft jagt die nächste. Dass etwas geschehen muss, bezweifelt mittlerweile kaum noch jemand, denn inzwischen ist ökologische und soziale Nachhaltigkeit zu einer Frage des Überlebens der Menschheit geworden. Ein Thema, welches früher den Ökofreaks und Idealisten vorbehalten blieb, wird heute allgemein in seiner Brisanz erkannt - und das auf höchster politischer und wissenschaftlicher Ebene.

Spätestens seit der Ausarbeitung der Sustainable Development Goals (SDGs) durch die Vereinten Nationen ist klar: Das Thema nachhaltige Zukunft geht uns alle an: Privatpersonen, staatliche Institutionen und insbesondere auch Unternehmen. Gerade die Verantwortung von Unternehmen wurde in den SDGs noch einmal besonders hervorgehoben und damit eine weitreichende Diskussion über deren Rolle in der Nachhaltigkeitspolitik angestoßen. Eine Welt ohne extreme Armut, frei von Hungersnöten, mit eingedämmten Umweltrisiken und Klimabedingungen, die keine globalen Risiken für das Leben von Mensch und Tier überall auf der Erde mit sich bringen – für diese Vision stehen die 17 Sustainable Development Goals (SDGs). 2015 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet, sind sie der neue Zielkonsens nachhaltiger Entwicklung bis 2030. Fünf Leitthemen - Menschen, Erde, Wohlstand, Frieden und Partnerschaften - bilden die Basis für die 17 Entwicklungsziele und ihre 169 Unterziele. Zahlreiche Ziele und Unterziele der Agenda 2030 richten sich dabei direkt an Unternehmen.

Nachhaltigkeit als Chance für Unternehmen

Nachhaltigkeit ist also in aller Munde, jedoch reichen Lippenbekenntnisse heute schon lange nicht mehr aus.

Es ist höchste Zeit, dass die Wirtschaft als wichtiger Akteur und damit die Unternehmen auf ihre Worte auch Taten folgen lassen. Nicht selten schmücken sich Unternehmen zwar mit grünen Lorbeeren, betreiben im Alltagsgeschäft aber trotzdem weitgehend "business as usual." Aufgrund unserer Erfahrungen in den letzten 10 Jahren wissen wir, dass die Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise ein steiniger, mühsamer Weg ist, es oftmals zu Interessenkonflikten zwischen gesellschaftlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Belangen kommt und man schlicht und einfach vom Alltagsgeschäft überrollt wird. Wir alle kennen diese Situationen, in denen Nachhaltigkeit dein geringstes Problem zu sein scheint und an die letzte Position auf der Prioritätenliste rutscht. Nichtsdestotrotz ist der Bedarf nach echter, transformativer sustainability akuter denn je und auch der externe Druck auf Unternehmen nach transparenten, verantwortungsvollen Entscheidungen steigt. Gesetzgeber, Kunden und Investoren fordern zunehmend überprüfbare Nachhaltigkeit und schaffen so unmittelbare Treiber für Veränderung. Das bietet sowohl für multinationale Konzerne als auch kleine und mittlere Unternehmen viele Ansatzpunkte, Nachhaltigkeit als Chance zu begreifen und sich so für die Zukunft aufzustellen. Außerdem gehen viele ökologische Maßnahmen der nachhaltigen Unternehmensführung auch ganz direkt mit ökonomischem Nutzen einher, erzeugen sie doch oft Effizienzgewinne wie zum Beispiel beim Recycling von Rohstoffen.

Nachhaltigkeit schafft Resilienz

Insgesamt führt nachhaltigeres Wirtschaften zu mehr Resilienz, also Widerstandsfähigkeit auf allen Ebenen, was für ein Unternehmen natürlich äußerst vorteilhaft ist. Wer weniger Plastik einsetzt, ist Ölpreisschwankungen weniger ausgesetzt und reduziert Kosten; wer faire Löhne zahlt, kann sein Team stabilisieren und hat Vorteile in der Mitarbeitersuche. Einer der größten Vorteile für Unternehmen, die sich als Pioniere der Nachhaltigkeit positionieren, ist jener zum Mitgestalten. Denn wer als nachhaltiges Unternehmen ernst genommen wird und tatsächlich etwas bewegen möchte, kann aktiv zum aktuellen Diskurs beitragen und erhält einen „seat at the table“. Auch wir bei Rein Natürlich können verstärkt beobachten, dass unsere nachhaltige Meinung Gehör findet und die Menschen bereit für Veränderung sind. Mit unseren 100 Mitarbeitern und der regionalen Ausrichtung zählen wir eher zu den kleineren Playern im Markt der Gebäudereinigung. Nichtsdestotrotz werden wir proaktiv gebeten, an Ausschreibungen teilzunehmen, an Projekten mitzuarbeiten oder unsere Meinung zu gewissen Themen abzugeben.

Doch wie können Unternehmen in ihrer Gesamtheit nun effektiv zur Verwirklichung der Nachhaltigkeitsziele beitragen? Sollen Unternehmen nun plötzlich die Welt retten? Ein bisschen schon….

Angela Merkel über Nachhaltigkeit

Auf Dauer ist kein Wirtschaftswachstum vorstellbar, das auf Raubbau an der Natur oder auf sozialen Ungerechtigkeiten beruht. Diese Erkenntnis ist Ausdruck unserer Verantwortung nicht nur für jetzige, sondern auch für künftige Generationen.

Die Rolle der Konsument*innen

Tatsächlich ist es so, dass sich Privatpersonen nicht als Teil des Problems sehen und die Verantwortung in Richtung Politik und Wirtschaft abschieben. Ständig hören wir Aussagen wie „Solange sich die USA nicht am Klimaabkommen beteiligen und China weiter mit Kohle heizt, wird sich nichts ändern“. Auch hoch im Kurs stehen Dinge wie „Es ist ein Wahnsinn, wie die Paketfirmen und Amazon ihre Mitarbeiter ausbeuten“. Ja, wir finden das auch ganz furchtbar und gleichzeitig können wir die ganzen Ausreden, warum das eigene Verhalten keine Auswirkungen habe und deshalb nicht geändert wird, nicht mehr hören. In Wahrheit ist jeder Einzelne von uns nämlich Konsument*in und damit Teil eines großen Kollektivs, das in seiner Gesamtheit ganz schön viel Einfluss hat.

Wir geben euch ein Beispiel: In österreichischen Haushalten landen jährlich rund 157.000 Tonnen vermeidbare Lebensmittelabfälle im Haushaltsmüll, das sind mehr als 52kg Lebensmittel pro Haushalt. Immerhin 30% mehr als in der heimischen Lebensmittelproduktion und 40% mehr als im österreichischen Handel (was natürlich auch viel zu viel ist!). Viele Lebensmittel werden äußerst rohstoffintensiv produziert, kilometerweit transportiert, gekühlt und womöglich noch zu qualitativ hochwertigen Speisen verarbeitet. Wenn sie weggeworfen werden, müssen sie energie- und kostenintensiv entsorgt werden. Der Wert der Lebensmittel, die von einem österreichischen Haushalt jedes Jahr weggeworfen werden, entspricht etwa 300 bis 400 Euro. Ganz schön erschreckend, oder? Dabei wäre das Wegwerfen von Lebensmitteln bei rechtzeitigem Verzehr, ordnungsgemäßer Lagerung oder durch bessere Planung vermeidbar und würde auch noch Entlastung für das Haushaltsbudget bringen.

Zum Glück bringen hier momentan Kampagnen über das Mindesthaltbarkeitsdatum von Lebensmitteln ein paar Steine ins Rollen und viele Menschen zum Umdenken in Bezug auf ihr Konsumverhalten.

Die eigene Gesamtbilanz im Auge haben

Ganz ehrlich: Wir finden einfach jeden Schritt in Richtung Nachhaltigkeit super, auch wenn er noch so winzig ist. Weil es genau das ist, was wir brauchen - viele Unternehmen und Menschen, die täglich kleine Schritte in die richtige Richtung machen!

Nachhaltig leben bedeutet für uns vor allem: die eigenen Gewohnheiten zu hinterfragen, genauer hinzuschauen, bewusster zu konsumieren und über allem die eigene Gesamtbilanz im Auge zu haben. Beim Thema Nachhaltigkeit geht es nicht darum, mit erhobenen Finger auf andere zu zeigen, sondern es geht darum Bewusstsein zu schaffen, zu motivieren und Unterstützung zu bieten.

Aber um langfristig etwas zu verändern gilt es manchmal auch bereit zu sein die eigene Komfortzone zu verlassen und die Extrameile für eine lebenswerte Zukunft gehen. Am Ende ist diese lebenswerte Zukunft nämlich das Ziel, das uns alle miteinander verbindet.