Warum die Reinigungskraft die wichtigste Person an deinem Arbeitsplatz ist

Das Image von Reinigungskräften

Du arbeitest als Putzfrau? Bevor ich diese Arbeit mach‘, bleib‘ ich lieber arbeitslos. Da bekomm ich genauso viel Geld.

Mit diesen und so ähnlichen Aussagen werden Reinigungskräfte regelmäßig konfrontiert. Von den abwertenden Blicken den diese Worte begleiten mal ganz abgesehen. Und dabei macht es keinen Unterschied, ob diese Person bei einem Gebäudereinigungsunternehmen beschäftigt ist oder in ihrer Freizeit noch ein paar zusätzliche Euros durchs Saubermachen von Privathaushalten verdient.

Menschen, die ihren Lebensunterhalt in der Gebäudereinigung verdienen, erfahren in der Gesellschaft oftmals nicht die Anerkennung, die sie verdienen würden und schämen sich für ihre Arbeit. Für uns als Arbeitgeber ist es wirklich sehr traurig, wenn wir von unseren Mitarbeiter*innen Aussagen hören wie: wir sind doch das Letzte…niemand sieht und schätzt unsere Arbeit!

Wir sehen es als unsere Pflicht gegen diese Situation etwas zu unternehmen und werden nicht müde tagtäglich bei unseren Kund*innen zu betonen wie wertvoll die Arbeit unserer Mitarbeiter*innen ist.

Dieser Blog soll nicht nur dazu dienen unsere Leser über nachhaltige Reinigung zu informieren, sondern wir möchten diese Plattform nutzen, um die allgemeine Wahrnehmung der Reinigungsbranche und ihrer Beschäftigten in der Gesellschaft zu ändern.

Die Bedeutung der Gebäudereinigungsbranche für die Gesellschaft

Anhand einer kürzlich in unserem Unternehmen durchgeführten Beschäftigtenstrukturanalyse wurde herausgefunden, dass 87% unserer Reinigungskräfte weiblich sind, wobei mehr als ein Drittel dieser Damen älter als 50 Jahre ist. 90% unserer weiblichen Mitarbeiterinnen arbeiten in Teilzeit.

Über 87% unserer Beschäftigten stammen aus Familien mit Migrationshintergrund und ca. 80% unserer Mitarbeiter*innen haben keine abgeschlossene Berufsausbildung.

Dass diese Personengruppe aufgrund der ständig wachsenden Ansprüche am Arbeitsmarkt und der oftmals fehlenden Deutschkenntnisse keine besonders positiven Aussichten auf eine Anstellung hat, ist eine Tatsache, die längst nicht mehr von der Hand zu weisen ist.

Anhand dieser Ergebnisse wird deutlich welchen Beitrag wir mit der Beschäftigung dieser Personengruppe für die Gesellschaft und den Arbeitsmarkt leisten. Diese Zahlen gelten nämlich nicht nur für unser Unternehmen, sondern sind in ähnlicher Art und Weise bezeichnend für die gesamte Gebäudereinigungsbranche. Dieser Aspekt ist nur einer von vielen Gründen warum die Gebäudereinigung besser ist als man ihrem Ruf nach glauben würde.

Frau hält Blumenstrauß mit Pfingstrosen in der Hand

Der Begriff „Putzen“ hat ausgedient

Bei uns im Unternehmen gibt es keine Putzfrauen mehr, sondern wir sind stolz auf unsere Reinigungsdamen und Reinigungskräfte.

In unseren Köpfen und dem täglichen Sprachgebrauch hat es eine Weile gedauert bis wir das „Putzen“ aus unserem Wortschatz und unseren alltäglichen Gesprächen verbannt haben. Mittlerweile hat die Verwendung des Begriffs „Reinigung“ aber einen sehr hohen Stellenwert bei uns im Unternehmen, denn für uns steht das Wort für Professionalität und Wertschätzung.

So mancher mag denken, dass diese Begrifflichkeit nur eine Haarspalterei ist und für die Betroffenen keinen Unterschied macht. Wer jedoch einmal in die Gesichter unserer Mitarbeiter*innen gesehen hat, merkt wieviel man mit solchen Kleinigkeiten verändern kann.

Reinigungskraft wird erst dann wahrgenommen, wenn sie fehlt

In einer Studie der Arbeiterkammer aus dem Jahr 2018 haben mehr als 80% der befragten Personen angegeben, dass sich eine saubere Arbeitsumgebung positiv auf die Produktivität und Effizienz im Unternehmen auswirkt.

Dementsprechend haben Reinigungskräfte bzw. die Organisation der Reinigung im Betrieb einen großen Anteil an der Performance eines Unternehmens. Leider wird dies meist erst dann wahrgenommen, wenn die Leistung eines Reinigungsmitarbeiters nicht optimal ist oder die Reinigungskraft aufgrund von Krankheit oder Urlaub fehlt.

Welchen Beitrag du leisten kannst

Die Arbeit der Reinigungskräfte ist oft unsichtbar und wird weniger wahrgenommen, weil sie typischerweise in der Regel am frühen Morgen oder späten Abend durchgeführt wird. Um die Wertschätzung der Reinigungsarbeiten zu steigern, wird sich in den kommenden Jahren in der Gebäudereinigungsbranche Einiges ändern, da man bestrebt ist die Umstellung auf Tagreinigung vermehrt voranzutreiben. Konkret bedeutet das, dass sich die Einsatzzeiten der Reinigungskräfte zunehmend über den Tag verteilen werden.

Dementsprechend wird es zu einem vermehrten Aufeinandertreffen von Reinigungskräften und anderen Mitarbeiter*innen des Unternehmens kommen. Doch wie verhalte ich mich, wenn die Reinigungskraft in mein Büro kommt, um ihre Arbeit zu verrichten und wie kann ich ihr wertschätzend gegenübertreten?

1. Sag‘ hallo

Am meisten leiden unsere Mitarbeiter*innen unter Ignoranz und dem Gefühl, dass sie als Störfaktor wahrgenommen werden. Es sind nur Kleinigkeiten, die hier den Unterschied machen. Niemand erwartet, dass du deine Kaffeepausen zukünftig mit der Reinigungskraft verbringst, aber ein kurzer Blickkontakt und eine freundliche Begrüßung zaubern unseren Mitarbeiter*innen meist ein Lächeln ins Gesicht.

2. Mach‘ andere aufmerksam

Viele unserer Reinigungskräfte haben Angst vor dem Zusammentreffen mit anderen Mitarbeiter*innen des Unternehmens. Zum einen, weil sie fürchten angesprochen zu werden und sich aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse nicht ordnungsgemäß verständigen können. Zum anderen, weil sich immer noch Menschen über die Arbeit von Reinigungskräften lustig machen oder abwertend verhalten. So kommt es nicht selten vor, dass unseren Reinigungsdamen der Müll absichtlich vor die Füße geworfen wird.

Du bekommst mit, dass sich jemand in der Firma immer wieder über eure Reinigungskraft lustig macht? Bitte hab‘ den Mut und sprich deinen Kollegen oder deine Kollegin an. Vielleicht führt es dazu, dass diese Person über das an den Tag gelegte Verhalten nachdenkt und sich zukünftig anders verhält.

In seltenen Fällen und bei manchen Personen führt erfahrungsgemäß auch eine offene Ansprache des (Fehl-)Verhaltens zu keiner Veränderung. Du hast für dich wenigstens das Gefühl diese unfaire Situation trotzdem nicht tatenlos akzeptiert zu haben und die Reinigungskraft freut sich, dass du ihr den Rücken gestärkt hast. Und Karma Pluspunkte gibt’s dafür gratis obendrauf.

3. Schaffe Ordnung an deinem Arbeitsplatz

Du ärgerst dich, dass die Reinigungskraft deinen Schreibtisch nicht ordentlich sauber macht?

Mitarbeiter*innen, die in der professionellen Gebäudereinigung tätig sind, dürfen aus diversen Gründen auf den Schreibtischen keinerlei Dokumente oder Arbeitsgeräte anfassen. Dementsprechend können und dürfen sie nur die freien Flächen abstauben. Für die Ordnung an deinem Arbeitsplatz bist ganz allein du verantwortlich. Je aufgeräumter dein Schreibtisch, desto makelloser kann ihn die Reinigungskraft für dich hinterlassen – eine win win Situation.

4. Erwarte keine Zusatzleistungen

Bitte erwarte von deiner Reinigungskraft keine Extraleistungen, weil du sie besonders nett behandelst. Denk daran, dass eine Reinigungskraft für ihre Arbeit eine begrenzte Zeit zur Verfügung hat. Wenn Mitarbeiter*innen in gewissen Bereichen mit Arbeiten, die sie freiwillig leisten mehr Zeit aufwenden, dann werden über kurz oder lang andere Arbeiten vernachlässigt und die Mitarbeiter*innen geraten unter Druck.

Stellt euch folgendes Beispiel, eine wahre Begebenheit, vor: Die Reinigungsdame räumt täglich eure Kaffeetassen weg, wäscht euer Geschirr aus der Mittagspause ab und gießt regelmäßig eure privaten Pflanzen im Büro. Leider kommt sie aber nicht mehr dazu die WC Anlagen gründlich zu reinigen. Der Kunde beschwert sich (zu Recht) über die mangelnde Sauberkeit in diesem Bereich und die Reinigungsdame ist am Boden zerstört, weil der Kunde trotz ihres überdurchschnittlichen Einsatzes nicht mit ihrer Leistung zufrieden ist. Diese Situation ist für beide Parteien mehr als unzufriedenstellend, erzeugt Frust und kann langfristig auch zum Ende der Zusammenarbeit führen.

Du weißt nicht genau welche Reinigungsleistungen bei dir am Arbeitsplatz oder in deinem Büro inkludiert sind? Wende dich an den zuständigen Reinigungsverantwortlichen im Betrieb. Er kann dir sicherlich Auskunft geben, welche Tätigkeiten eure Reinigungskraft ausführt und wofür ihr gemeinsam mit euren Kollegen zuständig seid.

5. Sag‘ danke

Du freust dich, dass die Reinigungskraft deinen Arbeitsplatz heute für dich sauber gemacht hat? Wenn sie von dir ein kleines Danke hört, ist das mehr als sich die meisten erwarten würden und die/der Mitarbeiter*in kommt beim nächsten Mal mit einem guten Gefühl zu euch ins Büro.

Gruppe von Frauen aus verschiedenen Ländern

Erwiesenermaßen sind Mitarbeiter*innen am produktivsten, wenn sie sich in ihrer Arbeitsumgebung wohl fühlen. Wie man sieht können wir alle dazu beitragen die Sauberkeit zu verbessern, in dem wir wertschätzend mit unseren Reinigungskräften umgehen.

Habt ihr schon Erfahrung im Umgang mit Reinigungskräften oder Ideen wie man die tägliche Zusammenarbeit wertschätzend(er) gestalten kann?